Hinten kompakt stehen und nach eigenem Ballgewinn schnell ins Umschaltspiel kommen. Das klingt eigentlich, als wäre Gerrit Holtmann prädestiniert gewesen für den Matchplan des VfL Bochum gegen Union Berlin. Doch der Flügelflitzer nahm zunächst auf der Bank Platz und drückte der Partie dennoch mit seinem Tor beim 2:1-Heimsieg seinen Stempel auf - und sorgte anschließend kurzzeitig für Verwirrung um seinen Fitnessstand.
Verwirrung um Gesundheitszustand
Darauf angesprochen antwortete er: "Ich bin körperlich nicht zu einhundert Prozent fit, laufe hier mit einer Schambeinentzündung seit Wochen, Monaten herum und lasse mich dauerhaft spritzen." Worte, die VfL-Trainer Thomas Letsch so aber nicht stehenlassen wollte. "Gerrit Holtmann war 'spielfit' und deshalb hat er auch gespielt. Er war im Laufe der Woche etwas müde, ist aber nicht verletzt. Da gehen wir kein Risiko ein."
Letsch stehe dauerhaft mit den Ärzten und Physiotherapeuten in Kontakt. Eine derartige Diagnose habe es nicht gegeben, deshalb handele es sich bei der Wortwahl von Holtmann wohl um ein Missverständnis, das sich schnell klären ließ. Mit einer derartigen Verletzung hätte er zudem den Sprint vor seinem vorentscheidenden Tor zum 2:0 vermutlich nicht so durchziehen können.
"Union hat gefühlt ewige Englische Wochen gehabt und das hat man denen angemerkt", war es laut dem Coach ein Vorteil für den VfL, einen frischen Holtmann noch in der Hinterhand zu haben. Für seine Kollegen fand der 27-Jährige nur lobende Worte. "Die haben alle unglaublich mit nach hinten gearbeitet, nach vorne war das eine Einheit. Wenn ich von der Bank aus komme, das ist mir eigentlich scheißegal."
Knoten geplatzt
Vorrang dürfte für ihn auch gehabt haben, endlich sein langersehntes erstes Saisontor erzielt zu haben. "Gefühlt brauche ich hundert Torchancen, um einen zu machen. Letztes Jahr war gefühlt jede Chance ein Treffer", war Holtmann die Erleichterung spürbar anzumerken. "Ich komme dieses Jahr noch nicht ansatzweise an meine Leistungen aus dem Vorjahr, aber ich werde da drankommen und alles dafür geben."
Dafür hat er den nächsten Schritt gemacht. Kommende Woche geht es beim VfL Wolfsburg (Samstag, 29. Oktober, 15:30 Uhr) darum, auch auf fremden Platz erstmalig zu punkten. "Wir zeigen auswärts ein anderes Gesicht, was so nicht sein darf." Das Argument, dass die Atmosphäre im Ruhrstadion fehlen würde, wollte er nicht gelten lassen und fügte scherzend hinzu: "Man hört unsere Fans in Wolfsburg noch lauter als hier, weil da nichts los ist."